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August 2022

Dividenden als Stabilisator für das Depot

In Zeiten erhöhter Kursschwankungen an den Aktienmärkten suchen Anleger die berühmten sicheren Häfen. Dividendenaktien bieten hier eine attraktive Option, haben sie durch die regelmäßigen Ausschüttungen doch einen eingebauten Risikopuffer und haben sich in der Vergangenheit als krisenfest gezeigt. Allein die Höhe der Dividende oder der Dividendenrendite sollten für einen langfristig denkenden Anleger aber nicht das einzige Auswahlkriterium sein. Wir zeigen, worauf es bei der Auswahl des richtigen Dividendenfonds ankommt.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist es lange Zeit ruhig um Dividendentitel geblieben. Bis vor einem halben Jahr schien sich die Welt nur um die großen Wachstumstitel aus dem Technologiesektor zu drehen. Dann kam der Einmarsch in die Ukraine sowie steigende Leitzinsen. Dividendenfonds konnten in diesem Umfeld ihre Stärken ausspielen und sorgten für Stabilität in den Portfolios. Dividendenwerte gelten als sicherer Hafen für Anleger, weil sie sich in der Regel auch in volatilen Marktphasen auf Ausschüttungen verlassen können. In Korrekturphasen können Dividenden ein Puffer gegen Kursverluste sein.

Aber auch langfristig tragen Ausschüttungen einen entscheidenden Teil zur Aktien Performance bei. Untersuchungen über längere Zeiträume zeigen, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel des durchschnittlichen Aktienertrags aus Dividenden stammt. Bestes Beispiel ist hierfür der Deutsche Aktienindex: Der Dax wird in der Regel als sogenannter Performanceindex angegeben. In diesem werden neben den Kursbewegungen auch alle Ausschüttungen berücksichtigt. Vergleicht man den Dax mit seinem Kursindex (also ohne Dividenden) über die letzten zehn Jahre, hat der Performanceindex die doppelte Rendite erzielt. Dieser Renditevorteil beruht auf dem Zinseszinseffekt, der sich ergibt, wenn die jährlich erhaltenen Dividenden konsequent in Aktien reinvestiert werden.

Doch worauf ist bei der Titelauswahl zu achten? Leider orientieren sich zu viele Anleger hier ausschließlich an der Dividendenrendite. Diese drückt zwar sehr klar das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Ausschüttung aus, allerdings kann auch ein starker Kurseinbruch die Dividendenrendite interessant wirken lassen. Hohe Dividenden in der Vergangenheit sind auch nicht zwangsläufig ein Indikator für hohe Dividenden in der Zukunft. Warnende Beispiele für deutsche Anleger waren etwa die Energiekonzerne RWE und Eon sowie die Deutsche Bank. Alle der genannten Unternehmen wiesen in der Vergangenheit sehr attraktive Dividendenrenditen auf – bevor die Geschäfte schlechter liefen und zuerst die Kurse deutlich fielen. Mit den sinkenden Gewinnen fielen in der Folge auch die Ausschüttungen an Anleger, die damit gleich doppelt getroffen wurden.

Anleger sollten daher nicht nur auf die vielbeachteten „Dividendenaristokraten“ setzen. Also Unternehmen, die eine möglichst lange Historie steigender Dividenden aufweisen. Entscheidender ist der Blick nach vorne und damit auf das erwartete Dividendenwachstum. Die höheren Ausschüttungen der Zukunft sind dabei eng mit dem Ertragswachstum der Firmen verknüpft. Denn nur steigende Gewinne ermöglichen auch wachsende Zahlungen an die Anleger.

Unter dieser Prämisse ist auch nicht verwunderlich, dass immer mehr asiatische Aktien in den Blick der Experten rücken. Die Region lag in der Vergangenheit zurecht kaum im Fadenkreuz von Dividendenjägern, da die Ausschüttungen nicht mit Unternehmen aus den USA und Europa mithalten konnten. Dies gilt heute nicht mehr: Inzwischen verläuft das Dividendenwachstum in Asien deutlich dynamischer als in den westlichen Industrienationen. Aktuell liegt es sogar deutlich über der Inflationsrate. Für Asien sprechen auch die vergleichsweise günstigen Bewertungen und die breite Diversifikation der Dividendentitel über verschiedene Sektoren. Nicht umsonst steigt die Gewichtung von asiatischen Aktien auch in vielen Dividendenfonds

Wichtigster Aspekt bei der Auswahl der attraktivsten Dividendentitel ist aber die Nachhaltigkeit. Es geht in diesem Fall aber nicht speziell um ökologische oder soziale Aspekte. Vielmehr ist damit gemeint, dass Ausschüttungen weder Investitionen verhindern noch eiserne Reserven aufzehren sollen. Es ist also wichtiger, woher die Dividenden stammen, als ihre absolute Höhe. Die Zahlung sollte möglichst aus dem erzielten Überschuss erfolgen und auch in schwierigen Zeiten sollte nicht die Substanz des Unternehmens angegriffen werden. Versuchen Unternehmen über hohe Dividenden die Anleger bei Laune zu halten, kann das kurzfristig zwar positiv auf den Aktienkurs wirken. Auf lange Sicht leiden unter diesem Vorgehen aber zwangsläufig die Investitionen und damit die Grundlage für Gewinne in der Zukunft. Bei der Auswahl sind die jeweiligen Geschäftsmodelle, der Verschuldungsgrad, die Eigentümerstruktur, die Qualität des Managements, die Bilanz und die Wachstumsaussichten ganz entscheidend. Wirklich gute Dividendenwerte sollten also immer das Potenzial für langfristig steigende Dividenden haben.

In Anbetracht der aktuell sehr hohen Inflation haben hier alle Unternehmen einen Vorteil, die ihre steigenden Kosten an den Endverbraucher weitergeben und somit ihre Gewinne auf stabilem Niveau halten können. Dazu benötigen sie eine hohe Preismacht, über die häufig nur Monopolisten oder Unternehmen mit beherrschendem Marktanteil verfügen. Bestes Beispiel sind hierfür Versorgerunternehmen oder Firmen aus dem Gesundheitsbereich, auf die Verbraucher nicht ohne Weiteres verzichten können. Aber auch in anderen Sektoren finden sich Dividendenperlen, die auch in schwierigen Zeiten zu hohen Ausschüttungen in der Lage sind.

Fazit: Krisen bieten in der Regel gute Chancen für Dividendenfonds. Beispielsweise stiegen in den Jahren nach der Finanzkrise die Ausschüttungen pro Aktie jährlich um sieben Prozent. Dividenden sind aber kein Modetrend, der nur kurzfristig in bestimmten Marktphasen interessant ist, sondern sollte in der Vermögensallokation generell eine Rolle spielen. Auch wenn die Schere schon etwas zusammen gegangen ist, liegen die relativen Bewertungen von Dividendentiteln immer noch langfristig unter dem Niveau von Wachstumsaktien. Auch nach den vergleichsweise guten Ergebnissen der letzten Monate ist das Anlagesegment also noch nicht zu teuer geworden.

Gerade in Krisenzeiten ist es aber besonders wichtig darauf zu achten, dass die Ausschüttungen nicht aus der Substanz des Unternehmens gezahlt werden, sondern Gewinne auch für langfristig wichtige Investitionen verwendet werden. Hier müssen Fondsmanager genau hinschauen und sich nicht von hohen Dividendenrenditen blenden lassen.

 

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Juli 2022

Marktbericht Q2 2022

Das zweite Quartal 2022 war geprägt von einer Eskalation der Ukraine-Krise, die sowohl vielfältige Auswirkungen in Politik, Wirtschaft und an den Finanzmärkten als auch in der Zentralbankpolitik mit sich brachte. Die Ukraine-Krise ist und bleibt das beherrschende Thema für diese vier Sektoren.

Politisch zeigte sich im Verlauf eine zunehmende Teilung der Welt. Westlich orientierte Länder, (Nordamerika, Europa, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland) verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland als Reaktion auf die russische Aggression gegenüber der Ukraine. Die restliche Welt (circa 85% der Weltbevölkerung), die nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich dank Versorgungssicherheit und Preisabschlägen bei Rohstoffimporten aus Russland verbesserter Wirtschafts- und Investitionsbedingungen, leidet aber gleichzeitig an globalen Konjunkturdynamikverlusten und Lieferengpässen. In der EU wird derzeit das siebte Sanktionspaket gegen Russland seitens der Ukraine eingefordert.

Die Weltwirtschaft war im 2. Quartal 2022 von Dynamikverlusten geprägt. Das gilt allen voran für Länder, die der westlichen Hemisphäre angehören. So senkte der Internationale Währungsfonds im April im World Economic Outlook die BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2022 unter dem Titel „Der Krieg verlangsamt die Erholung“ von zuvor 4,4% (Januar 2022) auf 3,6%. Ein entscheidender Hintergrund für die negative Anpassung war und ist der erhöhte Preisdruck, der durch das westliche Sanktionsregime forciert wurde, der Kosten in der Weltwirtschaft erhöhte und der Investitionsunsicherheit begründete. Auch das Thema Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen belastete die Weltwirtschaft. Zusätzlich wirkte sich die rigorose Corona-Politik in China, die die ohnehin gegebenen Lieferkettenprobleme verschärfte, negativ aus.

Die Finanzmärkte reagierten im 2. Quartal 2022 in einer grundsätzlichen Betrachtung mit erhöhter Risikowahrnehmung auf die Dynamikverluste der Weltwirtschaft und die gleichzeitigen Kostensteigerungen durch Rohstoffpreise, Zinskosten sowie einer drohenden Preis-Lohnspirale. In der Folge sank der deutsche Aktienindex DAX von 14.529 Punkten am 4. April auf zuletzt unter 13.000 Punkte im Juni 2022.

Zinserhöhungen setzten im 2. Quartal verstärkt ein. Die US-Notenbank erhöhte im 2. Quartal den Leitzins von 0,25% – 0,50% auf derzeit 1,50% – 1,75% und kündigte weitere Zinsschritte an. Die EZB ließ verlauten, den Leitzins im Juli voraussichtlich von 0,00% auf 0,25% anzuheben. Auch hier stehen weitere Zinserhöhungen an.

Westeuropa bleibt Verlierer der Krise

Mangels autarker Rohstoffversorgung ist Europa von der Krise am stärksten betroffen. Ergo wirken sich die Themen Versorgungsunsicherheit und hohe Preisniveaus der Rohstoffe belastend aus. Aktuelle Einkaufsmanagerindices der Eurozone indizieren eine markante Abschwächung der Konjunkturlage. So sank der von Standard & Poors ermittelte Einkaufsmanager Index für die Gesamtwirtschaft (Composite Index) im Berichtsmonat Juni auf 51,9 Punkte (Vormonat 54,9). Das war der niedrigste Wert seit März 2021. Unter 50 Punkten impliziert der Index eine Kontraktion der Wirtschaft.

Die Preisinflation erklomm in der Eurozone mit 8,1% das höchste Niveau in der Historie der Eurozone und setzt Politik und Zentralbank unter Druck.

Innerhalb Europas ist Deutschland mit seiner stark auf Produktion und Export geprägten Wirtschaft ungleich schwerer betroffen als Länder wie Italien und Frankreich, die eine stärkere Binnenwirtschaft vorzuweisen haben.

Außerhalb der Eurozone bleibt die Ukraine der größte Verlierer innerhalb Europas. Sowohl Russlands Datensätze als auch BIP-Prognosen unterlagen dagegen positiven Anpassungen, jedoch von sehr niedrigen Niveaus ausgehend. So wurde die BIP-Prognose zuletzt von -9,2% auf -7,5% angepasst. Per Mai kam es zu einem signifikanten Rückgang des Anstiegs der Erzeugerpreise von circa 31% auf circa 19% im Jahresvergleich. Die erhöhten Rohstoffpreise führen zu unerwartet hohen Einnahmen. Der Rubel bewegt sich in der Folge gegenüber dem USD auf dem höchsten Niveau seit 2015.

USA: Konjunkturfissuren nehmen zu – Fed reagiert auf Inflation

Nachdem es im 1. Quartal 2022 unerwartet zu einer Kontraktion der Wirtschaftsleistung kam (-1,5% in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung) ergaben sich im 2. Quartal 2022 divergierende Signale. Laut dem Barometer der Federal Reserve Atlanta, die alle verfügbaren Daten des Quartals berücksichtigt, liegt die Prognose für das 2. Quartal 2022 bei 0,00% (Stand 17. Juni).

Anders als in Europa haben die Vereinigten Staaten Versorgungssicherheit. Die hohen Preise der Rohstoffe wirken sich analog zu Europa belastend aus. Die Verbraucherpreise legten zuletzt im Jahresvergleich um 8,6% zu. Das war der höchste Anstieg seit 1981.

In der US-Wirtschaft spielt Kredit eine größere Rolle als in Europa. So legte die Konsumverschuldung in den letzten beiden Berichtsmonaten markant um circa insgesamt 90 Mrd. USD zu (Durchschnitt zuvor circa 45 Mrd. USD für Zweimonatsperioden). Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan (vorläufiger Wert) sank per Juni 2022 auf den tiefsten Wert in der bis 1980 zurückreichenden Historie. Entsprechend ist das bremsende Potenzial von Zinserhöhungen auf die Konjunkturlage voraussichtlich erheblicher als in stärker vom Einkommen getriebenen Volkswirtschaften (Europa).

Der Chef der US-Notenbank spricht vor dem Hintergrund der verfügten und der angekündigten Zinserhöhungen von einer starken und widerstandsfähigen US-Konjunktur. Die Strukturdaten weisen Fissuren auf. Die Konjunkturdaten zeigten im 2. Quartal 2022 keine Einheitlichkeit.

Schwellenländer: Ein buntes Bild

Die Dynamikverluste der Weltwirtschaft wirkten und wirken sich in den Schwellenländern belastend aus. Die Schwellenländer nehmen weit überwiegend jedoch nicht am westlichen Sanktionsregime teil und schaffen damit ohne eigene Aktivität im relativen Vergleich zu westlichen Ländern verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen hinsichtlich Versorgungssicherheit und Preisniveau in der Rohstoffversorgung. Dennoch belasten die vom Westen verfügten Sanktionen bezüglich der Agrarrohstoffe Probleme allen voran bei ärmeren Ländern, insbesondere in Afrika.

Asien zeigt sich widerstandsfähig und profitiert aus der Konstellation. So steigt die Investitionstätigkeit ausländischer Unternehmen in China weiter im zweistelligen Bereich. Auch sind diese Länder einem geringeren Inflationsdruck ausgesetzt. In China nahmen die Verbraucherpreise zuletzt um 2,1% im Jahresvergleich zu. Nach einer leichten Zinssenkung im 1. Quartal in China um 0,15% sind weitere Zinssenkungen möglich.

Gleichzeitig formiert sich die BRICS-Gruppe in Richtung Erweiterung und Emanzipation von dem vom Westen dominierten Wirtschafts- und Finanzsystem.

Märkte: Geopolitik bestimmte und bestimmt

Die Märkte bewegten sich fortgesetzt in der Taktung der Geopolitik, aber jetzt im Unterschied zum 1. Quartal zusätzlich in der Taktung der Inflationsentwicklung und der Zinspolitik. So verlor der japanische Yen stark ob der Verweigerung der Bank of Japan, das Thema Zinserhöhungen anzugehen.

Im 2. Quartal bestimmten Risikoaversion und Inflationsanstieg die Finanzmärkte. Während die Hauptwährungen Kaufkraft durch Inflation verloren, deflationierten die Risikoaktiva an den Märkten. Zusammengefasst ergaben sich global aus diesen beiden Konstellationen markante Wohlstandsverluste.

Fazit: Das zweite Quartal 2022 hat beachtliche Turbulenzen auf unterschiedlichsten Ebenen mit sich gebracht. Die regelbasierte Ordnung hat weiter Schaden genommen. Die regelbasierte Ordnung ist sowohl Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das erodierte Vertrauen in das System hat strukturellen Schaden ausgelöst, der das Vertrauen in das System belastet. Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich in der Politik, der Finanz- und in der Realwirtschaft aus dieser Not heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.

Marküberblick Aktien

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Juni 2022

einBlick: Was bedeuten steigende Zinsen für die Aktienmärkte?

Fed und EZB planen weitere Leitzinsanpassungen noch in diesem Jahr. Die Federal Reserve hat es schon getan, die EZB wartet (noch) ab. Leitzinserhöhungen sind das Mittel der Wahl für die Notenbanken, um sich der stark gestiegenen Inflation entgegenzustemmen. Die Vorgehensweisen in den USA und in Europa weichen dabei aber stark voneinander ab. Woran das liegt und was die Zinsanpassungen für die Aktienmärkte bedeutet, wollen wir in diesem Newsletter näher beleuchten.

Angesichts einer Inflation von immer noch 8,5 Prozent in den USA, sah sich die US-Zentralbank zum Handeln gezwungen. Am 4. Mai erhöhte die Federal Reserve den Leitzins um 0,5 Prozent. Die stärkste Anhebung seit 20 Jahren. Einen Schritt, den sich die US-Amerikaner wohl erlauben können. Trotz Corona und Ukraine-Krieg läuft die Wirtschaft gut, die Arbeitslosenzahlen sind relativ gering und die Löhne zogen zuletzt an. Diese Faktoren haben in den Vereinigten Staaten allerdings eine Spirale in Gang gesetzt: Steigende Löhne sorgen für höhere Preise, die wiederum zu höheren Lohnforderungen führen. Die Federal Reserve versucht durch Ihre Zinspolitik nun genau diese „Lohn-Preis-Spirale“ zu stoppen. An den Terminmärkten wird zum Jahresende daher fest mit einem Zinsniveau von mindestens 2,75 Prozent gerechnet. Gleichzeitig soll die auf rund neun Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz schrittweise abgebaut werden. Der Beginn dieser monumentalen Aufgabe ist bereits der Juni 2022.

Anders als beispielsweise in Europa ist die Inflation in den Vereinigten Staaten nachweislich weniger durch die steigenden Energiepreise nach oben getrieben worden. Rechnet man die Preise für Energie und Nahrungsmittel aus der Betrachtung heraus, erhält man für die USA immer noch einen Wert von 6,5 Prozent. Diese „Kerninflation“ liegt in Europa bei 3,5 Prozent. Der im Vergleich zu den USA hohe Anteil von Energiekosten für Verbraucher in Europa, vergrößert aber auch das Dilemma für die EZB. Eine Erhöhung der Zinsen würde nämlich nicht nur hochverschuldete Staaten wie Italien oder Portugal in Bedrängnis bringen, sie hätte mittelfristig auch keinen entscheidenden Einfluss auf die hohen Energiekosten. Der „Zinseffekt“ auf die Inflation könnte also geringer ausfallen als gehofft.

Nichtsdestotrotz hat die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, kürzlich klargestellt, dass die Zinsen erst dann steigen werden, wenn das Anleihekaufprogramm beendet ist. Dies könnte womöglich schon im Juli der Fall sein, kündigte EZB-Direktorin Isabel Schnabel an. “Wir sehen eine Verbreiterung des Inflationsdrucks”, warnt Schnabel. Sie hält sogar die Entstehung einer Lohn-Preis-Spirale wie in den USA für möglich. „Es steht außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen würden, wenn die Inflation längere Zeit hoch bleibt“, meint Schnabel. Deshalb “müssen wir verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt.“ Es ist aber durchaus vorstellbar, dass sich Lagarde mit einem Zinsschritt bis zum Herbst Zeit lässt – vor allem, wenn der Ukraine-Krieg weiter eskaliert und die europäische Wirtschaft belastet. Ökonomen rechnen derzeit mit drei kleinen Zinserhöhungen in diesem Jahr. Den Prognosen zufolge könnten die Leitzinsen bis zum Jahresende bei 0,75 Prozent liegen.

Wer etwas über die unmittelbaren Folgen steigender Zinsen auf einzelne Aktienmärkte erfahren möchte, braucht sich nur den US-Markt über die letzten Monate anzuschauen. Zunächst fällt dabei auf, dass insbesondere Technologie-Werte, aber auch Kryptowährungen, negativ betroffen waren. Der techlastige Index „Nasdaq 500“ fiel allein seit Jahresanfang um beinahe 30 Prozent. Zum Vergleich: Der deutsche Aktienindex DAX ging im gleichen Zeitraum „nur“ um weniger als die Hälfte zurück! Hintergrund der starken Verluste ist die große Abhängigkeit der Bewertungen von den traditionell hohen Gewinnerwartungen der Technologie-Branche. In einem Umfeld steigender Zinsen fallen diese weniger stark ins Gewicht und die Bewertungen der schnell wachsenden Unternehmen fallen. Nach der gleichen Logik gehören insbesondere Value-Titel oft zu den Gewinnern eines Zinserhöhungszyklus. Im Gegensatz zu Wachstums-Aktien sind deren Bewertungen nicht so stark von Zinserhöhungen abhängig und werden daher auch weniger von Notenbankentscheidungen beeinflusst. Als besonders robust gegen steigende Zinsen haben sich auch Branchen wie Banken, Versicherungen, Energie, Infrastruktur, Reisen und Rohstoffe gezeigt. Einige davon wurden zuletzt zu den Pandemieverlierern gezählt und könnten nun einen doppelten Kursschub erhalten.

Betrachtet man die historische Entwicklung von Aktienkursen nach den Zinserhöhungsschritten der letzten 30 Jahre, relativiert sich der Einfluss der Notenbank-Entscheidungen für Aktieninvestments grundsätzlich: Im Durchschnitt fiel der breit aufgestellte „MSCI World“ als Reaktion auf Fed-Leitzinserhöhungen für etwa 30 Tage. Bereits nach 50 Tagen waren diese Verluste aber schon wieder aufgeholt und die Märkte legten in der Folge deutlich zu.

Zinserhöhungen bedeuten also nicht zwingend eine Zäsur für die Aktienmärkte, sondern lösten in der Vergangenheit nur kurzfristig Pessimismus bei Anlegern aus. Auch für dieses Jahr zeichnet sich ab, dass der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine der wichtigere Treiber für die Aktienkurse sein wird. Eine Entspannung des Konflikts und sinkende Rohstoffpreise würden sicherlich die Kurse beflügeln, aber auch Druck von der Europäischen Zentralbank nehmen und voraussichtlich zu einer langsameren Zinswende führen. Die Märkte bewegen sich in 2022 damit weiter in der Taktung der Geopolitik.

Fazit: Die Zinserhöhungen der Notenbanken sind überfällig und bei den aktuellen Verbraucherpreisen auch nicht mehr vermeidbar. Für Anleger sollte dies allerdings kein Grund sein, um überstürzt Aktienquoten in den Portfolios zu verringern. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen (Tages-, Festgeld, Kryptowährungen oder Anleihen) bleibt der Ausblick für Aktien weiter attraktiv. Bei der Auswahl von Regionen und Branchen sollte die Zinsentwicklung aber trotzdem eine Rolle spielen. Gerade die stärkere Gewichtung von Value-Titeln sowie eine breite Streuung auf verschiedene Regionen mit unterschiedlichem Zinsumfeld halten wir aktuell für eine vielversprechende Strategie.

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April 2022

Marktbericht Q1 2022: 24. Februar – ein Datum, das die Welt verändert

Das erste Quartal 2022 war zweigeteilt. Zu Jahresbeginn dominierte Zuversicht. Der DAX markierte mit 16.271 Punkten am 4. Januar einen historischen Höchstkurs. Ab Februar wurden die geopolitischen Risiken des sich zuspitzenden Ukraine Konflikts bewertet. Der Beginn des Ukrainekriegs am 24. Februar 2022 wirkte sich als Katalysator eines grundsätzlich negativen Sentiments aus. In der Folge kam es zu einem Tiefstkurs des DAX am 8. März bei 12.831 Punkten. In Folge des Konflikts nahm die Zuversicht in der Realwirtschaft, bei Verbrauchern und Finanzmarktteilnehmern markant ab. Dabei spielten die Aspekte Versorgungssicherheit im Rohstoffsektor und Anstieg der Preisinflation als auch damit assoziierte Zinserhöhungen prominente Rollen. Im weiteren Verlauf des Quartals kam es zu einer Stabilisierung an Aktienmärkten, jedoch nicht in der Realwirtschaft und an den Zinsmärkten, die auf Hoffnungen diplomatischer Lösungen basieren. Das Thema Corona-Viren spielte im Quartal eine untergeordnete Rolle.

Europa Verlierer der Krise

In dieser aktuellen geopolitischen Krise war und ist die Ukraine der größte Verlierer. Menschenleben gingen und gehen verloren, Strukturen wurden und werden zerstört, Perspektivlosigkeit ist ausgeprägt. Russland zahlt im Hinblick auf die Folgen der westlichen Sanktionspolitik einen hohen Preis (EBRD BIP-Schätzung Russland 2022 -10%). Die Eurozone und die EU sind die am drittstärksten Betroffenen. Zum Zeitpunkt des Verfassens des Quartalsreport ist das Ausmaß der makroökonomischen Schäden hinsichtlich der geopolitischen Unwägbarkeiten bezüglich der Versorgungssicherheit (Verfügbarkeit und Lieferketten), der Teilung der Welt (Deglobalisierung) und der Preisentwicklung nicht vollständig abschätzbar.

Zuletzt nahmen die deutschen Verbraucherpreise im Jahresvergleich um mehr als 7% zu. Damit wurde der höchste Anstieg seit 1981 markiert. Insbesondere für Europa ist der 24. Februar ein Datum, das die Welt veränderte. Die Risikocluster für die wirtschaftliche Entwicklung haben so stark wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte zugenommen. Ins Auge gefasste staatliche Interventionen und Subventionen können in Teilen stabilisieren, jedoch die Schäden nicht neutralisieren. Als Konsequenz der Interventionen und Subventionen werden bei ohnehin prekären Haushaltslagen weiter hohe Staatsdefizite notwendig sein.

Anders als in den USA und dem UK, wo es zu Zinserhöhungen kam, steht dieses Thema in der Eurozone voraussichtlich erst im vierten Quartal 2022 an. Die Kapitalmärkte haben aber bereits reagiert. So legte der Zins der 10-jährigen Bundesanleihe von circa -0,18% auf aktuell +0,58% zu. Der Preis der Defizitpolitik in den öffentlichen europäischen Haushalten erhöht sich entsprechend. Der 24. Februar erodierte die Stabilität Europas massiv. Die Kunst der Diplomatie entscheidet über den weiteren Verlauf der Wirtschaft und der Märkte.

USA – In Teilen Gewinner der Krise

Die Vereinigten Staaten waren und sind in Teilen Gewinner der Krise. Geopolitisch hat sich der Westen in einer vor Monaten noch kaum vorstellbaren Solidarität hinter der Krisenführung der USA versammelt. Auch sind die USA geografisch von dieser Krise nicht betroffen. Messbar war das unter anderem an dem Anstieg des USD gegenüber anderen Währungen in der Eskalationsphase der Krise. Derzeit wird dieser Anstieg des USD an den Devisenmärkten in Teilen korrigiert. Das von den USA initiierte Sanktionsregime gegenüber Moskau beinhaltet mittelfristig Risiken. So warnte der IWF am 31. März, dass es zu Fragmentierungen des globalen Finanzsystems durch kleinere Währungsblöcke kommen könne, die die Rolle des USD als Leitwährung verwässern könnten.

Wirtschaftlich bot und bietet sich gegenüber Europa ein differenziertes Bild. Das Thema Energie belastet nicht vergleichbar zu Europa, da die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Der Preisanstieg der fossilen Brennstoffträger hat jedoch eine belastende Wirkung auf die US-Gesamtwirtschaft. Nicht abschätzbar sind derzeit die negativen Folgen bei anderen Rohstoffen für die USA (seltene Erden, Nickel etc.). Die Wiederbewaffnung der Welt nützt darüber hinaus der US-Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund einer minderen Belastung der US-Wirtschaft hat die Federal Reserve erwartungsgemäß den Leitzins im 1. Quartal 2022 um 0,25% angehoben und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt.

Schwellenländer gehen eigenen Weg

Die Dynamikverluste der Weltwirtschaft wirkten und wirken sich in den Schwellenländern belastend aus. Die für die Weltwirtschaft bedeutenden Länder halten sich weitgehend aus der Ukraine-Krise heraus. So nehmen folgende Länder an den westlichen Sanktionspolitiken nicht teil: Türkei, Israel, Libanon, Syrien (Öl/Gas), Irak (Öl/Gas), Iran (Öl/Gas), Saudi-Arabien (Öl, Gas) Emirate (Öl, Gas), Pakistan, Indien, China, Vietnam, Argentinien (Agrarrohstoffe), Brasilien (Agrarrohstoffe, Erze), Venezuela (Öl, Gas), Mexiko (Öl, Gas), aber auch Nicaragua und Panama, um einige aufzuführen.

Für Nichtteilnehmer an den Sanktionen ergibt sich nicht nur ein soliderer Zugang zu Rohstoffen, sondern auch die Chance auf Preisabschläge gegenüber Weltmarktpreisen (China, Indien).
Gegen den Trend der westlichen Zentralbankpolitik senkte Chinas Notenbank den Leitzins im Januar von 3,80% auf 3,70%. China wirkte damit auf die asiatische Region stabilisierend.

Märkte: Geopolitik bestimmte und bestimmt

Die Märkte bewegten sich in der Taktung der Geopolitik. Aktienmärkte verloren nach guten Jahresstart an Boden, um sich im Zuge der diplomatischen Bemühungen zu stabilisieren. Der DAX markierte mit 16.271 Punkten am 4. Januar einen historischen Höchstkurs. Der Tiefstkurs des DAX lag am 8. März bei 12.831 Punkten. Aktuell notiert der DAX um 14.550 Punkte. Die Zinsen zogen an den Kapitalmärkten an. So legte die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe vom Jahresbeginn bei -0,18 auf derzeit +0,58% zu. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg in dem identischen Zeitraum von 1,51% auf 2,32%. Der Ölpreis (Brent) stieg seit Jahresanfang von 79 USD in der Spitze bis auf 129 USD (9, März), um aktuell bi 107 USD zu notieren. Die Entwicklung der Geopolitik wird weiter primär die Märkte bestimmen.

Fazit: Das erste Quartal 2022 hat beachtliche Turbulenzen auf unterschiedlichsten Ebenen mit sich gebracht. Die regelbasierte Ordnung hat enormen Schaden genommen. Die regelbasierte Ordnung ist Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das erodierte Vertrauen in das System hat strukturellen Schaden ausgelöst, der das Vertrauen in das System belastet. Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Not heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen. Der 24. Februar ist das Datum, das die Welt verändert.

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Februar 2022

Ein zuversichtlicher Blick auf die Schwellenländer

Es sprechen unterschiedliche Gründe dafür, den Weg der Schwellenländer ins Jahr 2022 mit Optimismus zu betrachten. In den Aktienbewertungen scheint viel Vorsicht eingepreist zu sein, weshalb sie auf einen attraktiven langfristigen Wert hindeuten. Die Bewertungen des chinesischen Marktes dürften sich einem Tiefpunkt nähern und sollten sich davon ausgehend nach den negativen Meldungen im Jahr 2021 wieder erholen. Zwar könnten die kurzfristigen Belastungen durch die regulatorische Ungewissheit und die „Null-Covid“-Strategie bis ins Jahr 2022 anhalten, doch die politischen Entscheidungsträger sind bereit dazu, das Wirtschaftswachstum bei Bedarf zu stabilisieren.

Gemäßigter Optimismus

2021 war ein schwieriges Jahr für die Schwellenländer. Durchwachsene Impffortschritte in den einzelne Ländern trugen zu Fehlentwicklungen bei der Überwindung der Pandemie bei. Die wirtschaftliche Wiederbelebung in den Schwellenländern und die Wiederaufnahme des Handels an ihren Aktienmärkten blieben folglich hinter dem Tempo in den Industrieländern zurück. Vor allem China bereitete Sorgen: Eine straffere Fiskal- und Geldpolitik, die Kampagne „Allgemeiner Wohlstand“ mit regulatorischen Änderungen in vielen Branchen und eine Null-Covid-Politik dämpften die Anlegerstimmung. Sorgen angesichts der Inflation und des geldpolitischen Kurses in den USA rückten ebenfalls in den Vordergrund. Wichtige Schwellenländer wie Brasilien, Mexiko, Russland und Südkorea kamen den Industrieländern mit der Absicht, den Preisdruck zu dämpfen, bei der Anhebung der Zinssätze zuvor.

Dennoch gibt es mehrere Gründe, den Weg der Schwellenländer ins Jahr 2022 mit Zuversicht zu betrachten. Beispielsweise scheint in den Aktienbewertungen viel Vorsicht eingepreist zu sein, weshalb sie auf einen attraktiven langfristigen Wert hindeuten. Auch die Aussichten für Anleihen sind ermutigend, da die Realrenditen in den Schwellenländern über jenen der Industrieländer liegen.

Auch die Haushalts- und Leistungsbilanzen der Schwellenländer sind in besserer Verfassung als zuvor. Die institutionellen Reformen der letzten Jahrzehnte in wichtigen Schwellenländern haben deren wirtschaftliche Disziplin und Krisenresistenz gestärkt. Die hohen Rohstoffpreise der letzten Monate sind ein zusätzlicher Glücksfall für die Exporteure. Die bessere Finanzlage der Schwellenländer lässt hoffen, dass es keine Wiederholung der extremen Marktspannungen gibt, denen die Schwellenländer in früheren Abschwungphasen ausgesetzt waren.

Vielfältige Triebkräfte in den Emerging Markets

Die Bewertungen des chinesischen Marktes scheinen sich einem Tiefpunkt zu nähern und dürften sich davon ausgehend nach den negativen Meldungen im Jahr 2021 wieder erholen. Zugegebenermaßen könnten sich manche kurzfristige Belastungen allerdings bis ins Jahr 2022 hineinziehen. Es steht zu erwarten, dass China seine Null-Covid-Strategie bis weit in das neue Jahr hinein beibehalten wird, um den Erfolg der Olympischen Winterspiele und des 20. nationalen Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas nicht zu gefährden. Beschränkungen des internationalen Reiseverkehrs und sonstige Mobilitätseinschränkungen werden die Wirtschaftstätigkeit bremsen. Auch die regulatorische Ungewissheit könnte andauern. So sind die jüngsten regulatorischen Änderungen zum Teil auf den politischen Zyklus in China zurückzuführen, der im 20. nationalen Parteitag seinen Höhepunkt erreichen dürfte. Wenn sich der politische Wirbel gelegt hat, dürfte wie in den vergangenen politischen Zyklen endlich wieder Klarheit über die Rechtsvorschriften herrschen.

Die chinesische Politik hat jedoch erfreulicherweise zum Ausdruck gebracht, dass sie nach wie vor eine starke wachstumsfördernde Agenda verfolgt und nicht die Absicht hat, den Privatsektor mit Vorschriften zu ersticken. China verfügt über die politischen Instrumente zur Stabilisierung des Wachstums und ist bereit, sie bei Bedarf einzusetzen, wie die jüngste Senkung des Mindestreservesatzes im Land gezeigt hat.

In Brasilien sind die Bewertungen auf ein extrem niedriges Niveau gesunken, was interessante Investitionschancen eröffnet. Bedenken in Bezug auf eine mögliche fiskalische Nachlässigkeit, steigende Zinssätze und die Wahrscheinlichkeit eines Wiedererstarkens linker politischer Kräfte bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr haben zu einem Ausverkauf an den Märkten geführt. Selbst in dieser Situation erscheinen die brasilianischen Fundamentaldaten solider als je zuvor seit der letzten Rezession. In jüngster Zeit haben sich die brasilianische Haushalts- und Leistungsbilanz verbessert, wobei dem Land als Nettoexporteur von Öl die höheren Ölpreise zugute kamen. Die günstigen makroökonomischen Bedingungen machen sich auch auf Unternehmensebene bemerkbar. So konnte beispielsweise der staatliche Ölproduzent Petrobras dank Rationalisierung und steigenden Cashflows, die durch die höheren Ölpreise ermöglicht wurden, seine Schulden in den letzten Jahren deutlich abbauen.

In Indien ist nach der zweiten Corona-Welle eine Erholung der Wirtschaftstätigkeit zu verzeichnen. Der Kreditzyklus zeigt Anzeichen eines Aufschwungs, und die großen Banken verzeichnen ein gesundes Kreditwachstum. Auch der Wohnimmobilienzyklus nimmt an Fahrt auf, seit Häuser und Wohnungen bezahlbarer geworden sind. Gleiches gilt für den Infrastrukturzyklus im Zuge der von der Regierung eingeleiteten Infrastrukturmaßnahmen. Indiens Konjunkturbelebung geht mit einer soliden Haushalts- und Leistungsbilanz einher.

Langfristige Chancen

In den Schwellenländern sind weiterhin positive strukturelle Kräfte zu beobachten, die neue Investitionschancen eröffnen dürften. Die Digitalisierung ist ein wichtiges Thema. Indiens florierende Internetwirtschaft zieht Kapital von Anlegern an, die auf der Suche nach neuen Wachstumsbereichen sind, vor allem angesichts des regulatorischen Wandels in China. Der elektronische Zahlungsverkehr, Lebensmittellieferungen und andere disruptive Geschäftsmodelle sind auf dem Vormarsch und veranlassen selbst traditionelle Unternehmen zu Innovationen, um der Konkurrenz standzuhalten. In China gewinnt die Digitalisierung der Industrie an Fahrt, da die Wirtschaft einen Aufstieg in der Wertschöpfungskette anstrebt. Weltweit unterstreicht die anhaltende Halbleiterknappheit die enorme Nachfrage nach Chips aufgrund des technologischen Fortschritts, und so werden starke Gewinne für einige der weltweit größten Halbleiterunternehmen in Märkten wie Taiwan und Südkorea erwartet.

Die Dekarbonisierung ist ein weiterer Trend, den es zu beobachten gilt. Die Zusagen der großen Schwellenländer, CO2-Neutralität zu erreichen, dürften die Initiativen rund um Elektrifizierung und erneuerbare Energien verstärken und damit auf mehrere Jahre hinaus für eine Belebung in den betreffenden Branchen sorgen. Wir haben erlebt, wie sich das Wachstum südkoreanischer Hersteller von Elektrofahrzeugbatterien und chinesischer Solarenergieunternehmen stark beschleunigt hat und sie dadurch zu weltweit führenden Unternehmen aufgestiegen sind.

Widerstandsfähigkeit inmitten von Risiken

Bestimmte Risiken könnten den Gesamtausblick für die Schwellenländer verändern, wenngleich sie nicht Teil des Basisszenarios sind. So könnte beispielsweise ein plötzlicher und starker Anstieg der US-Leitzinsen eine Marktvolatilität auslösen. Umgekehrt könnte eine unerwartet lockere US-Politik den Schwellenländern helfen, die Industrieländer zu überflügeln. Gleichzeitig könnten gefährlichere COVID-19-Varianten auftauchen. Die Marktschwankungen, die auf die jüngste Entdeckung der Omikron-Variante folgten, erinnern an die nach wie vor bestehenden Ungewissheiten, auch wenn die bisherigen Anzeichen darauf hindeuten, dass die Symptome der Variante milder ausfallen könnten als befürchtet.

Auch die Beziehungen zwischen China und Taiwan gilt es im Auge zu behalten, da sich die Spannungen zwischen den beiden Ländern zuspitzen.

In dem sich weiterentwickelnden Anlageumfeld ist in den Schwellenländern vor allem auf die Widerstandsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften und Unternehmen zu achten.

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Januar 2022

Marktbericht Q4 2021: Aktien als Gewinner des Pandemiejahres

Das letzte Quartal 2021 war geprägt von Sorgen um die neue Corona-Variante „Omikron“. Trotz relativ hoher Schwankungen kann aber von einem versöhnlichen Abschluss eines insgesamt sehr guten Börsenjahres gesprochen werden. Insbesondere die Industrienationen konnten mit starkem Wachstum überraschen. Neben Corona sollte für 2022 die Entwicklung der Inflationsraten und die anstehende Zinswende in den USA von besonderer Bedeutung sein. Für die nächsten Monate gehen Experten jedenfalls von einer positiven Marktentwicklung aus – wenn die Ausbreitung von Omikron nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht.

Eurozone mit starker Erholung dank Impferfolgen

Etwa 5 Prozent BIP-Wachstum konnte die Eurozone 2021 verbuchen. Ein überraschend starker Zuwachs, wenn man die weiterhin gravierenden Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaftsentwicklung berücksichtigt. Auffällig dabei: Die nachfolgenden Corona-Wellen hatten einen deutlich geringeren Einfluss auf Wirtschaft und Aktienkurse als noch die erste Welle in 2020. Hier haben sicherlich die fiskalpolitischen Maßnahmen und Konjunkturprogramme der EU unterstützend gewirkt, aber auch der im weltweiten Vergleich höhere Impffortschritt. Die Schwierigkeiten bei den Lieferketten konnten sich ebenfalls etwas entspannen. Wichtige Ausnahme ist der weiterhin gravierende Computerchip-Mangel, von dem vor allem die Automobilindustrie hart getroffen wird. Im Laufe der nächsten Monate sollten aber auch in diesem Bereich Fortschritte zu verzeichnen sein. Anders als in den Vereinigten Staaten gibt es in der Eurozone bezüglich möglicher Zinsanhebungen kaum Spielraum. Mit Blick auf das Schuldenniveau einiger Mitgliedsstaaten sind der EZB vorerst die Hände gebunden. Marktbeobachter gehen daher für 2022 auch nicht von einem Anstieg der Zinsen innerhalb der EU aus. Eine gute Nachricht für Anleger mit europäischen Aktien.

US-Notenbank steigt schneller aus der lockeren Geldpolitik aus

Die Federal Reserve hat im Dezember eine stärkere Drosselung ihrer Anleihekäufe verkündet und damit den Weg für mehrere Zinserhöhungen im ersten Halbjahr 2022 geebnet. Die Käufe von Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren sollen demnach um monatlich 30 Milliarden Dollar reduziert werden. Das sogenannte „Tapering“ könnte damit schon im Frühjahr zu Ende gehen. Das Umdenken der Fed hängt insbesondere mit der Inflationsentwicklung (lag im November bei 6,8 Prozent), aber auch den sehr positiven Arbeitsmarktdaten zusammen. Zum ersten Mal seit langem benutzte die Notenbank nicht mehr das Wort „vorübergehend“ im Zusammenhang mit der Inflation. Es wird also nicht mehr mit einem raschen Rückgang gerechnet. Gleichzeitig schätzt der FED-Chairman Jerome Powell die US-Wirtschaft aber als stark genug ein, um die Anleihenkäufe zu beenden. Eine wichtige Nachricht für Anleger ist, dass sich die Höhe der Zinserwartungen nicht verändert hat. Die Zinsen werden also voraussichtlich schneller steigen, aber nicht höher als bisher erwartet. Der neue Kurs der Fed kam jedenfalls bei Anlegern gut an: Unmittelbar nach der Verkündung konnten Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq deutliche Gewinne verbuchen.

Schwellenländer-Aktien mit Aufholpotenzial

Strengere Regulierungen in China haben im letzten Jahr immer wieder für Kursschwankungen bei asiatischen Aktien gesorgt. Besonders ins Visier der Regierung in Peking sind dabei Technologieunternehmen, Fintechs und der Bildungsbereich geraten. Mehr Regulierung bedeutet für Anleger in der Regel nichts Gutes. Schaut man sich die neuen Regelungen aber etwas genauer an, können diese langfristig für mehr Stabilität des chinesischen Marktes sorgen. Hauptziele der Maßnahmen waren etwa die Verschärfung des bisher sehr laxen Datenschutzes, die Einführung robuster Regeln für Fintechs und das Verbot wettbewerbswidriger Praktiken. Für das kommende Jahr gehen Experten wieder von ruhigerem Fahrwasser aus, was die Regulierungen angeht. Berücksichtigt man die hohen Wachstumserwartungen und relativ günstigen Bewertungen, könnte Asien damit zu den Börsengewinnern in 2022 gehören. Dies wird auch von der Entwicklung des Handelskonflikts zwischen China und den USA abhängen, der zuletzt etwas in den Hintergrund gerückt ist.

Anleihen in schwierigem Umfeld

Anleihen hatten es im abgelaufenen Kalenderjahr 2021 nicht leicht. Die anhaltenden Niedrigzinsen sowie die drohende Straffung der Geldpolitik drückten auf die Kurse. Die nun angekündigte Reduzierung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank könnte kurzfristig die Volatilität noch einmal nach oben treiben. Trotz des schwierigen Umfelds sehen Anleihenexperten auch Chancen in einzelnen Marktsegmenten. Dazu gehören etwa Schwellenländeranleihen, die über eine hohe Verzinsung verfügen und von einer Abschwächung des Dollars profitieren könnten. Aber auch US-High-Yields sowie inflationsgebundene Anleihen stehen bei Fondsmanagern hoch im Kurs. Entsprechende Anleihenvestments sind zwar mit höheren Risiken verbunden als klassische Staatsanleihen aus den großen Industrienationen, haben für die nächsten Jahre aber noch attraktivere Ertragsaussichten. Die Zeiten risikoloser Renditen sind jedenfalls lange vorbei.

Fazit: Das erste Halbjahr 2022 könnte in mehrfacher Hinsicht zu einem Wendepunkt werden. Da wäre zum einen die Corona-Pandemie, deren Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung durch weltweit steigende Impfquoten zumindest etwas reduziert werden könnten. Zum anderen läutet die Zinswende der US-Notenbank eine neue Ära der Geldpolitik ein. Auch wenn die EZB voraussichtlich keine Zinsanhebung durchführen wird, sollte auch sie mit ihrer Geldpolitik wieder Vorkrisenniveau erreichen und damit eine Normalisierung erfahren. Bei Lieferengpässen von Rohstoffen und der Verfügbarkeit von Halbleitern sollte es in den nächsten Monaten zu einer Entspannung kommen und zu einer Erholung der besonders betroffenen Branchen führen. Schwellenländer könnten im nächsten Jahr ebenfalls ein Comeback erleben, da sich einige der aktuellen Belastungsfaktoren – China-Regulierungen, starker US-Dollar und relativ niedrige Impfquoten – ins Gegenteil verkehren sollten.

Sollte Omikron durch die Impfanstrengungen in Schach gehalten werden, spricht aktuell viel für ein weiteres, erfolgreiches Aktienjahr 2022. Ein Jahr, das auch noch stärker als 2021 unter dem Motto „Nachhaltigkeit“ stehen wird. Dazu zählt die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen der UN-Klimakonferenz in Glasgow, die Kosten der Energiewende sowie der ungebrochene Trend zu Anlagen in ESG-Investments. Ein Trend der voraussichtlich nicht nur im nächsten Jahr von Bedeutung sein wird.

Marktüberblick Aktien

Marktüberblick Rohstoffe

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Januar 2022

ESG-Risiken rücken bei Immobilien­bewertungen in den Fokus

Nach Schätzungen der EU-Kommission entfallen rund 40 Prozent des Energieverbrauchs in Europa auf Gebäude. Der Immobiliensektor kann also durch entsprechende Maßnahmen viel zum Klimaschutz beitragen. Immobilienunternehmen stehen zunehmend in der Pflicht, nachhaltige Kriterien bei Umweltschutz, Sozialstandards und guter Unternehmensführung (ESG) stärker als bisher zu beachten.

Klimawandel ruft bei Immobilien die Politik auf den Plan

Immobilienunternehmen sind schon heute dazu angehalten, für mehr Nachhaltigkeit beim Bau und Betrieb von Gebäuden zu sorgen. Die neue Bundesregierung wird ihre Anstrengungen zum Klimaschutz weiter forcieren. Nach Einschätzung von Benita Schneider, Leiterin des europäischen Immobilien Asset Managements der DWS, kommt zunächst nichts völlig Unerwartetes auf die Branche zu. Denn Nachhaltigkeit bei Immobilien ist schon seit Jahren ein Thema. Was stärker wiegt, ist das gestiegene Bewusstsein, dass der Klimawandel ein gemeinsames und inzwischen vor allem ein rasches Handeln fordert. Das hat über die Jahre vermehrt die Politik auf den Plan gerufen und Forderungen nach einem stärkeren ordnungspolitischen Rahmenwerk vergrößert.

Immobilienunternehmen beachten ESG-Risiken stärker als bisher

Langfristig orientierte Anbieter von Immobilienfonds fungieren schon längere Zeit als eine Art Risikomanager, die auch die sogenannten ESG-Risiken ins Kalkül ziehen. Die Nichtbeachtung von ökologischen, sozialen Aspekten sowie Kriterien der Unternehmensführung, birgt zusätzliche Risiken im Investmentprozess.

Da ist zunächst das Carbon Transition Risk, das sich durch die Umstellung einer Gesellschaft auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft ergibt. Daneben besteht das Physical Climate Risk. Dabei werden die physischen Auswirkungen des Klimawandels auf einen bestimmten Immobilienstandort betrachtet, beispielsweise bei Gebäuden in Küstennähe oder – ganz aktuell – im Überschwemmungsbereich von Flüssen. Schließlich darf man das Social Norms Risk nicht aus den Augen verlieren. Auch die Immobilienwirtschaft kann sich nicht der sozialen Verantwortung entziehen, die sich aus den geänderten Ansprüchen der Gesellschaft, von Mietern und Investoren in Bezug auf Klimawandel und Nachhaltigkeit ergeben.

Diese Risiken werden im Management von Immobilienfonds bereits heute berücksichtigt, indem festgelegt werde, bei welchen Immobilien Maßnahmen ergriffen werden müssen, um deren CO2-Fußabdruck zu verringern. Schließlich ist eine der Aufgaben eines treuhänderischen Verwalters von Immobilienfondsvermögen, die Objekte auf dem neuesten Stand der Technik zu halten, um deren Attraktivität für die Mieter und deren Werthaltigkeit für die privaten und institutionellen Anleger zu erhalten beziehungsweise im Idealfall zu steigern.

Noch keine verbindlichen Standards

Wohn- und Gewerbeimmobilien gelten wegen ihres hohen Energieverbrauchs als einer der Schlüsselfaktoren, um die Erderwärmung zu begrenzen und die EU bis 2050 kohlenstoffneutral zu stellen. Den einen verbindlichen Standard, die Energieeffizienz im Bestand zu steigern, gibt es nicht, aber viele Wege dorthin. So kann man bei einem Neubau statt einer Gasheizung eine Wärmepumpe oder statt einer Klimaanlage Kühldecken einbauen oder eine sonnenabweisende Fassade planen. Beim Bestand kann man zumindest für die Allgemeinflächen auf Anbieter grüner Energieformen zurückgreifen, oder mit einer extern entwickelten Software an das Gebäudeleitsystem einer Immobilie ankoppeln. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz können so Ineffizienzen aufgedeckt und die Energieeffizienz des Gebäudebetriebes nachhaltig erhöht werden. Das hilft nicht nur, CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern ermöglicht auch Energie- und Kosteneinsparungen in den Gebäuden. Das ist auch für die Mieter ein großes Plus, wenn dadurch die Nebenkosten sinken.

Beim Neuerwerb von Immobilien sollten Fondsgesellschaften die Möglichkeit nutzen, die zuvor erwähnten drei ESG-Risiken im Rahmen des Due Diligence Prozesses zu bewerten und somit zu analysieren, ob ein Objekt bezüglich des Rendite-Risiko-Profils den eigenen Erwartungen und denen ihrer Anleger entspricht.

Möglicher Wertverfall durch Umweltauflagen

Zudem besteht die Möglichkeit, anhand des europäischen Carbon Risk Real Estate Monitors (CRREM) zu prüfen, ob und wann ein Wertverfall des Gebäudes infolge strengerer Umweltauflagen droht, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Anhand dieser Indikation und der Kalkulation möglicher Kosten kann der Fondsmanager dann entscheiden, ob ein Objekt für den Kauf in Frage kommt oder nicht.

Die von der EU geforderte Klimaneutralität bezieht sich nicht nur auf die CO2-Emissionen, die durch den Gebäudebetrieb entstehen. Auch Baumaterialien selbst haben unterschiedliche CO2-Fußabdrücke, so stellt sich die Frage, wie sich diese Treibhausgase im Immobilienbaumanagement berücksichtigen lassen. Hier wird in der Praxis zwischen Neubau und Sanierung unterschieden. Bei Sanierungen entsteht CO2 auf unterschiedlichen Wegen, etwa beim Abriss durch Transport und Entsorgung von Schutt oder beim Wiederaufbau durch den Einsatz von Zement. Daher sollte sorgfältig abgewogen und geprüft werden, inwieweit Gebäudesubstanz erhalten werden kann. Zum anderen kann mit alternativen Materialien wie Holz gebaut werden, die CO2 sogar langfristig binden, oder auf Baustoffe zurückgegriffen werden, die mittels CO2-armer Prozesse hergestellt werden.

Die Einbindung von Mietern

Ein wichtiges Instrument, um ESG-Kriterien in „grünen“ Mietverträgen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb zu implementieren, ist die Einbindung von Mietern in Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit. In vielen Ländern etwa ist der Mieter nicht verpflichtet, Verbrauchsdaten mit dem Vermieter zu teilen. Aber je mehr solcher Daten zur Verfügung stehen, desto besser lässt sich ein Gebäude analysieren. Weitergehende Vereinbarungen lassen sich etwa bezüglich des Einkaufs sogenannter grüner Energie, der Reduzierung von Abfällen oder der Verwendung von umweltschonenden Putzmitteln bei der Reinigung in den verwalteten Immobilien treffen. Um eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung der Immobilie zu erreichen ist der Besitzer der Immobilie auf die Kooperation der Mieter angewiesen, dies kann nicht einseitig durchgesetzt werden.

Regelmäßige energetische Überprüfungen

Jede Nutzungsart hat ihre Besonderheiten in Bezug auf Energieverbrauch und Energiemix. Die genaue Erfassung und Auswertung von Daten ist wesentlich, um den Nachhaltigkeitserfolg zu bewerten. Dies wird in der Regel innerhalb eines Immobilienportfolios sichergestellt, indem beispielsweise für jeden Fonds ein Strategie entworfen wird, die das Ziel verfolgt , die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch der Fondsimmobilien zu reduzieren. Darin ist aufzuführen, welche Maßnahmen für welche Immobilien eingeleitet und welche weiteren Maßnahmen darüber hinaus noch erforderlich sind. Auch sollten die Bestandsobjekte im regelmäßigen Abstand einiger Jahre einer energetischen Prüfung unterzogen. Im Zentrum dieser Überprüfung steht die Frage: Entspricht die Gebäudetechnik dem aktuellen Stand und was wäre nötig, um die Energieeffizienz des Gebäudes weiter zu verbessern? Neben der damit verbundenen Einsparung von Energie- und anderen Betriebskosten wirkt sich dies auch positiv auf die Gebäudezertifizierung aus, was wiederum ein bestimmtes Maß an Verantwortungsbewusstsein signalisiert, für Nachhaltigkeitsaspekte sensibilisiert und die Wettbewerbsfähigkeit eines Gebäudes erhöht.

Gesundheit und Wohlbefinden in Immobilien

Eine weitere Frage ist, inwieweit sich Zertifizierungen auf die Vermietbarkeit von Gebäuden auswirken. Schon heute sind Zertifizierungen ein gutes Argument, ihre Bedeutung wird weiter zunehmen. Das gelte auch auf Mieterseite, Stichwort „Carbon Transition Risk“ beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Denn Mieter werden zunehmend energieeffiziente Gebäude nutzen wollen, nicht nur weil deren Betriebskosten niedriger sind, sondern weil sie selbst als Unternehmen ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen. Einen immer höheren Stellenwert nimmt auch das Thema Gesundheit und Wohlbefinden in Immobilien ein. Das Installieren von Plasma-Luftreinigungssysteme in den Aufzugskabinen der Fahrstühle sind nur ein Beispiel, um Viren und andere schädliche Partikel zu eliminieren und die Nutzung von Fahrstuhlkapazitäten selbst in Corona-Zeiten wieder auf Normalniveau zu bringen.

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Dezember 2021

Ausblick 2022 – Chancen und Risiken im Überblick

Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. Zum Jahresschluss herrscht auf medialer und politischer Ebene und an Finanzmärkten begrenzte Zuversicht für die nähere Zukunft. Risikowahrnehmung ist durch die Themen Corona, Inflation, Zinspolitik, Stagflation, Staatsdefizite und geopolitische Risiken bestimmt.

Corona: Ein Überblick

Das Thema Corona wird die Welt auch 2022 bewegen. Wird in eine Pandemie hineingeimpft, werden Mutationen ausgelöst. Derzeit belastet die Corona-Mutante Omikron. Saisonal ergeben sich in den kalten Jahreszeiten verschärfte Infektionsszenarien, die sich durch Gegenmaßnahmen und dem jahreszeitlichen Wechsel abschwächen werden. Mutationen schwächen sich in ihrer Gefährlichkeit im Zeitverlauf grundsätzlich ab. Ausnahmen bestätigen die Regel. Entsprechend ist verantwortliches Handeln gefragt. Pandemien sind nachweislich endliche Herausforderungen. Per 1. Dezember 2021 ergab sich global laut WHO folgendes Bild:

(Für eine größere Darstellung bitte hier klicken.)

Bezüglich der Sterblichkeit bietet die WHO eine globale Darstellung kombiniert mit den Inzidenzen an. Es ist erkennbar, dass trotz steigender Inzidenz auf globaler Ebene, die Sterblichkeit stabil ist. Das bestätigt den Wirkungsmechanismus der beschlossenen Maßnahmen.

WHO (Global Situation) Copyright: https://covid19.who.int/

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Die Daten und Maßnahmen deuten keine dauerhafte Verschärfung der Krisensituation an.

Inflation: Basiseffekte und Kernrate

Die Preisinflation erreicht derzeit die höchsten Niveaus seit mehreren Jahrzehnten. Sie fällt höher aus als prognostiziert. In dem Euro-Raum betrug der Anstieg der Verbraucherpreise im letzten Monat 4,9 % und in den USA 6,2 % im Jahresvergleich.

Dieser Preisanstieg wird durch mehrere Treiber getragen. Die derzeitigen Lieferengpässe werden laut Expertenmeinung noch bis in das 2. Halbjahr 2022 Inflationsakzente setzen. Eine wichtige Größe stellen Rohstoffpreise dar (u.a. fossile Brennstoffträger). Der im Vorjahr stattgefundene Einbruch dieser Preise durch die Corona-Pandemie verstärkt die Basiseffekte. Im Jahr 2022 fallen die Basiseffekte mit hoher Wahrscheinlichkeit aus und dürften die inflationäre Gesamtsituation entspannen. Ob der aktuelle Einbruch der Rohstoffpreise (siehe Chart) zusätzlich eine dauerhafte Entspannungsindikation darstellt, ist ungewiss.

CRB-Rohstoffpreisindex

CRB-Rohstoffpreisindex Copyright: tradingeconomics.com

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Nach der quantitativen Analyse schauen wir auf die qualitative Analyse der Preisentwicklung. Eine Zentralbank kann nicht direkt Rohstoffpreise oder globale Lieferketten beeinflussen. Zentralbanken müssen auf die Inflationsquellen innerhalb der Volkswirtschaft reagieren. Die werden von der Kernrate der Verbraucherpreise abgebildet. Sie legte im Euro-Raum zuletzt auf 2,6 % zu, deutlich unter der Gesamtrate(4,9 %). Die Wahrscheinlichkeit, dass im Zeitfenster des 4. Quartals 2021 die Spitzen der Inflationsentwicklung erreicht werden, ist hoch. Die Verringerung der Anleiheankäufe durch die Zentralbanken, die in den USA begonnen hat, wird zeitversetzt global fortschreiten und kann als ein Indiz einer Stabilisierung gewertet werden. Das Thema Zinserhöhungen kann im 2. Halbjahr 2022 greifen. Diese Schritte wären kein Trendwechsel der repressiven Zentralbankpolitik, sondern sie wären Ausdruck eines erhöhten Inflationsbilds um 0,5 % – 1,0 % (Vergleich zu vor sechs Monaten) im Rahmen einer Parallelverschiebung Inflation / Zins. Real negative Zinsen werden am westlichen Geldmarkt und in weiten Teilen des Kapitalmarktes bestimmend bleiben. Eine Trendwende der repressiven westlichen Zentralbankpolitik ist nicht erkennbar.

Stagflation: Eine Bewertung

Im 3. Quartal 2021 wurde der Begriff Stagflation diskutiert. Eine Stagflation definiert eine Situation eines Währungsraumes, in der wirtschaftliche Stagnation und Inflation als auch abnehmende Beschäftigung miteinander einhergehen.

Die Weltwirtschaft wächst gemäß Prognosen des IWF 2021 mit 5,9 % und 2022 mit 4,9 % über ihrem Potenzial. Globale Arbeitsmärkte entwickeln sich positiv. Lohnsummen als auch Kaufkraft steigen und Sozialsysteme werden entlastet. Im Euro-Raum nähert sich die Arbeitslosenrate mit 7,3 % dem niedrigsten Wertin der Gesamthistorie bei 7,1 % (2008). Die Inflation ist Ausdruck erhöhter Nachfrage (Lieferengpässe). Der Index des deutschen Auftragseingangs hat im letzten Berichtsmonat den höchsten Wert in der Geschichte dieses Index geliefert, der mehr als 20 % oberhalb des Niveaus vor Ausbruch der Corona-Krise liegt. Die aktuelle und weltweit prognostizierte Entwicklung steht in keinem Zusammenhang mit Inhalten der Stagflation.

Staatsdefizite: Bruttoschulden/Schuldentragfähigkeit

Im Zuge der Corona-Krise sind die Staatsdefizite angeschwollen. Das ist hinsichtlich einer Bruttoschuldenbetrachtung kritisch.

Entscheidender ist die Schuldentragfähigkeit. Die hat sich nicht verschlechtert, da die Zinsniveaus niedrig sind. Japans gute Bonität (S&P Rating A+) trotz Bruttoschulden in Höhe von circa 240 % des BIP belegt, dass Schuldentragfähigkeit die entscheidende Größe ist. Staatsdefizite sind mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 7 – 8 Jahren finanziert. Alte Schulden mit höheren Zinsen wurden und werden mit Neuemissionen mit niedrigerem Zins refinanziert. Neuschulden werden mit Niedrigzins aufgenommen.

Die Schuldentragfähigkeit erlaubt trotz hoher Bruttoschulden die Umsetzung der geplanten Wirtschaftsprogramme. Auf Sicht der kommenden 12 – 18 Monate ergibt sich aus der Entwicklung der Staatsdefizite mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Krisen- potential für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte.

Geopolitische Risiken

Die geopolitischen Risiken bleiben 2022 und darüber hinaus erhalten. Ein heißer Krieg ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf der Agenda. Dafür sind die internationalen Abhängigkeiten (u.a. elementare Rohstoffe) von Russland und China zu ausgeprägt. Auch ist das Niveau der Wehrtechnik sowohl in Russland als auch in China auf einem Plateau, das für den Westen zu viele Risiken mit sich brächte.

Die Machtauseinandersetzungen werden sich jedoch fortsetzen. Sie schränken ökonomische Potenziale ein. Bei Entspannung eröffneten sich weltweit durch Multiplikatoreffekte deutlich erhöhte Wachstums- und Wohlstandschancen.

Wirtschaft und Märkte 2022

Die positive Grundtendenz sollte in der Weltwirtschaft anhalten. So erwartet der IWF 2022 ein globales Wachstum in Höhe von 4,9 %. Das BIP der USA soll um 4,9 %, das des Euro-Raums um 4,3 % und das Chinas um 5,7 % steigen.

Die global aufgesetzten und noch nicht umgesetzten Wirtschaftsprogramme bieten über 2022 hinaus positive Wachstumsperspektiven für die Weltwirtschaft und die globalen Aktienmärkte, denn diese Programme müssen durch Unternehmen umgesetzt werden.

Auch die politischen Maßnahmen, die global verfügt werden, um Klimaschutzziele zu erreichen, zwingen Unternehmen in Neuinvestitionen, die weitere Wachstumsimpulse liefern werden.

Neben den zu erwartenden positiven Impulsen aus dem Investitionssektor ergeben sich durch absehbar starke Arbeitsmärkte Lohnsummeneffekte, die auf den internationalen Konsum positiv durchwirken.

Die zuvor dargestellten Risiken sind im kommenden Jahr geeignet, der globalen Wirtschaft zeitlich begrenzt Dellen zuzufügen und Märkte in zeitlich begrenzte Korrekturen zu zwingen. Der positive Grundtenor für Ökonomie und Aktienmärkte bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten.

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  2. WHO (Weltkarte): https://covid19.who.int/ (Stand 1.12.21)
  3. WHO (Global Situation): https://covid19.who.int/ (Stand 1.12.21)
  4. CRB-Rohstoffpreisindex: tradingeconomics.com

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